Messerschmitt Bf 109 F-4Z
Bilder via Villing

Bf 109 F

Bereits im Frühjahr 1940, noch vor dem Frankreichfeldzug, beschloss das Konstruktionsteam der Bf 109 in Augsburg, den Entwurf der Maschine nach neusten Erkenntnissen und aerodynamischen Gesichtspunkten zu überarbeiten. Im Zentrum stand dabei die Verwendung des neuen DB 601 E-Motors, der mit einer Startleistung von 1350 PS weiter verbesserte Leistungen versprach. Der gesamte Vorderrumpf wurde umkonstruiert, durch die Verwendung eines wesentlich größeren Propellerspinners konnte ein nahtloser Übergang zum Rumpf geschaffen werden, der die Maschine deutlich eleganter erscheinen ließ. Der Propeller wurde im Durchmesser verringert und bekam wesentlich breitere Blätter von höherem Wirkungsgrad insbesondere in großen Höhen. Der Ladelufteinlass, der bei der F-0 zunächst noch eckig gestaltet war wie bei der E-Serie, hatte ab der F-1 einen kreisrunden Querschnitt, was den bestmöglichen Staueffekt gewährleistete.

Die Flächenkühler wurden ebenfalls umgestaltet und fielen nun wesentlich flacher und breiter aus. Zudem wurden sie zur Grenzschichtabsaugung benutzt. Die Höhenflosse, die bislang abgestrebt war, wurde nun als freitragendes Teil ausgelegt, die Spindel zur Höhenflossentrimmung wurde verkleidet. Die Tragflächen bekamen runde Endkappen, die die Spannweite vergrößerten und die Flügelfläche leicht erhöhten. Zudem kamen statt der gewohnten Spalt-Querruder nunmehr Frise-Querruder zum Einsatz. Die Spaltlandeklappen ersetzte man gegen Wölbungsklappen.

Die ersten vier Prototypen der F-Serie (V21, V22, V23 und V24) wurden noch aus Bf 109 E-4 umgebaut. Zehn Vorserienmaschinen des Typs F-0 schlossen sich an, allerdings waren zu diesem Zeitpunkt weder die geplanten DB 601 E-Motoren, noch die MG-151-Motorkanonen verfügbar. Ausgestattet mit dem DB 601 N, einer MG-FF-Motorkanone und den typischen zwei 7,92 mm MG 17 wurden die Maschinen zur Erprobung an Einsatzverbände abgegeben. Diese stellten der Maschine nur die allerbesten Noten aus. Sie wurde unter anderem einem Vergleichsfliegen gegen eine E-4/N unterzogen, dabei stellte sich heraus, dass die F-0 schneller steigen und enger kurven konnte.

Die umfangreichen Änderungen machten die „Friedrich“ zu jener Serie, die die Bf 109 nach Meinung vieler ihrer Piloten auf den Zenit ihrer Leistungsfähigkeit brachte. Schnell und sehr angenehm zu fliegen, war die Maschine in den Händen erfahrener Piloten eine präzise Angriffswaffe.

Zwar wurde der Beginn ihrer Einsatzlaufbahn durch eine Reihe von Abstürzen überschattet, doch als man die Ursache in einer Überbeanspruchung des Überganges vom Rumpf zum Leitwerksträger erkannte, der durch den Wegfall der Höhenruderverstrebung verstärkten Torsionskräften ausgesetzt war, konnte diesem Schwachpunkt rasch Abhilfe geschaffen werden. Dies geschah bei der F-1 zunächst noch mit externen Verstärkungsblechen, die erst bei der folgenden F-2-Version durch interne Verstärkungen des Rumpfes ersetzt wurden. Da zu diesem Zeitpunkt immer noch weder der DB 601 E noch das MG 151 verfügbar waren, beschränkte sich die weiteren Unterschiede zwischen der F-0 und der F-1 auf den runden Ladelufteinlass, der bei der letzteren Variante eingeführt wurde. Erst ab der der Version F-2 stand die ursprünglich geplante Maschinenkanone in der 15-mm-Ausführung zur Verfügung, während sich die Verfügbarkeit des neuen Motors nach wie vor verzögerte. Ab April 1941 wurde die F-2 zuerst an die Jagdgeschwader 2, 26, 27 und 53 ausgeliefert, die zu diesem Zeitpunkt noch an der Kanalfront stationiert waren. Die neue Maschine gab den Jagdgeschwadern einen deutlichen Vorteil gegenüber der britischen Spitfire MK II, der erst durch die Einführung der Mk. V wieder ausgeglichen werden konnte.

Die nachfolgende Version F-3 zeichnete sich schließlich durch die Verwendung des DB 601 E-Motors aus der außerdem noch einen neuen Propeller mit größeren Blättern bekam um die Mehrleistung des Motors auch umsetzen zu können. Aufgrund der wenig überzeugenden Durchschlagsleistung der MG 151 wurden die wenigen als F-3 gebauten Exemplare recht schnell auf Stand F-4 umgerüstet sobald die MG 151/20 verfügbar wurde. Mit der F-4, bei der das MG 151 im Kaliber 15 mm durch die neue, durchschlagstärkere Version MG 151/20 im Kaliber 20 mm ersetzt wurde, erreichte die Entwicklung der F-Serie ihren Höhepunkt – und nach Meinung vieler Piloten mit ihr die gesamte Entwicklung der Bf 109.

Die F-4 besaß ausgezeichnete Flugeigenschaften und ein hohes Leistungspotential. Zudem bot sie durch eine verbesserte, 6 mm starke Kopfpanzerung, eine leicht auswechselbare Zusatzpanzerung der Frontscheibe und neue Treibstofftanks ein wesentlich verbessertes Schutzniveau, was die Moral der Piloten zusätzlich erhöhte. Um dem zusätzlichen Bedarf des neuen Motors Rechnung zu tragen, übernahm man bei der F-4 den im Durchmesser leicht vergrößerten Ladelufteinlass der F-2/Z Prototypen, einer Variante, die zuvor mit dem GM-1 System ausgestattet worden war (dabei handelte es sich eine Einspritzanlage für Distickstoffmonoxid (Lachgas), die dem Motor für kurze Zeit mehr Sauerstoff zuführte und die Leistung besonders in größeren Höhen stark verbesserte). Die verfügbaren Rüstsätze machten die F-4 zu einem vielseitig einsetzbaren Jäger/Jagdbomber. Der Rüstsatz R1 umfasste zwei MG 151/20, die in Gondeln unter den Tragflächen montiert werden konnten. R2 umfasste einen 300 Liter-Zusatztank, R6 den Bombenträger ETC 250.

Die F-4 war zahlenmäßig die am häufigsten gebaute Variante der F-Serie. Zahlreiche Jagdgeschwader in Europa und Nordafrika flogen den Typ mit großem Erfolg, darunter z. B. Werner Mölders und Hans-Joachim Marseille. Bei aller Einigkeit, die über die technischen Vorzüge der Bf 109 F bestand, verstummte jedoch eine Diskussion um die Vor-und Nachteile der Maschine zu keinem Zeitpunkt. Unter Verwendung des MG 151 war in der F-Serie endgültig die Lösung des Problems einer Motorkanone gelungen. Die drei Waffen (2× 7,92 mm MG 17 sowie 1× 20 mm MG FF/M, 15 mm MG 151 oder 20 mm MG 151/20) lagen sehr dicht an der Visierlinie des Piloten – das Feuer fiel dadurch sehr präzise und konzentriert aus. Die Frage der Bewaffnung der Bf 109 F beschäftigte dennoch auch anerkanntermaßen gute Schützen in der Luftwaffe, die mit den engstehenden Bordwaffen präzise Feuerstöße ins Ziel bringen und hohe Abschusszahlen erringen konnten. Als prominentester Kritiker argumentierte Adolf Galland (der spätere General der Jagdflieger), dass ein durchschnittlich begabter Pilot insbesondere beim Kampf gegen robuste, mehrmotorige Flugzeuge, aber auch im Kurvenkampf, in dessen Verlauf ein Pilot kaum hoffen konnte, sein Ziel mehr als eine Sekunde im Visier zu haben, mit der in der F-Serie zur Verfügung stehenden Bewaffnung kaum zu einem Abschuss gelangen konnte. Galland selbst ließ sich in seiner Funktion als Geschwaderkommodore des JG 26 zwei Maschinen vom Typ Bf 109 F-2 modifizieren. Bei einer Maschine ließ er die MG 17 oberhalb des Motors gegen durchschlagstärkere MG 131 (Kaliber 13 mm) ersetzen. Auf der Motorabdeckung waren zur Verkleidung der größeren Verschlüsse dieser Waffen kleine, strömungsgünstige Verkleidungen angebracht. Bei einer zweiten Maschine ließ Galland die von der E-Serie bekannten 20 mm MG-FF-Kanonen in den Flügeln montieren und erhöhte die Bewaffnung so auf 2 × 7,92 mm MG 17, 2 × 20 mm MG FF und 1 × 15 mm MG 151. Keines dieser inoffiziellen Experimente fand jedoch in der Serienfertigung Niederschlag.

Auch die Bf 109 F wurde – wie viele andere Serien – als Versuchsträger für verschiedene Sonderentwicklungen herangezogen. Im Frühjahr 1943 rüstete man eine Bf 109 F-2 (Werk.-Nr. 9246) unter dem Mittelflügel mit einer strömungsgünstigen Abschussanlage für jeweils vier RZ-65-Bordraketen vom Kaliber 73 mm aus (vgl. Abb. 20). Die Maschine stellte einen Versuch dar, den Standardjäger der Luftwaffe angesichts der anwachsenden Bedrohung durch alliierte Bomber mit erhöhter Feuerkraft auszustatten, die es erlauben sollte, die abwehrstarken Pulks der viermotorigen Bomber aufzusprengen. Die drallstabilisierte Rakete wurde aus einfachen, mit drei Führungsschienen ausgestatteten Rohren verschossen, die die Abgase des Projektils nach hinten unten ausstießen. Durch die aerodynamisch günstige Verkleidung konnte der Geschwindigkeitsverlust durch die Verschussanlage auf 18 km/h begrenzt werden. Das Projekt wurde schließlich eingestellt, als man die Entwicklung der drallstabilisierten Bordraketen zugunsten flügelstabilisierter Modelle aufgab.

 

Varianten Bf 109 F

Bf 109 F-0: Jäger, Vorserie; Motor DB 601 N, Bewaffnung 2 × 7,92 mm MG 17, 1 × 20 mm MG FF; Truppenerprobung 1940/41

Bf 109 F-1: Jäger; Motor und Bewaffnung wie F-0, Großserie ab 1941

Bf 109 F-2: Jäger; Motor wie F-1, Bewaffnung 2 × 7,92 mm MG 17, 1 × 15 mm MG 151

Bf 109 F-2/Trop: Jäger; Motor und Bewaffnung wie F-2; tropentaugliche Version (Sandfilter)

Bf 109 F-2/Z: Höhenjäger; Motor und Bewaffnung wie F-2, GM-1 Zusatzeinspritzung (Distickstoffoxydul), erweiterter Ladelufteinlass, vergrößerter Ölkühler, nur Prototypen da mit DB 601E ein bessere Motor verfügbar wurde

Bf 109 F-3: Jäger; Motor DB 601 E, größere Propellerblätter, Bewaffnung wie F-2

Bf 109 F-4: Jäger; Motor wie F-3, Bewaffnung 2 × 7,92 mm MG 17, 1 × 20 mm MG 151/20

Bf 109 F-4/Trop: Jäger; Motor und Bewaffnung wie F-4; tropentaugliche Version (Sandfilter)

Bf 109 F-4/Z: Höhenjäger; GM-1 Zusatzeinspritzung (Distickstoffoxydul), auch als /Trop verfügbar

Bf 109 F-5: Aufklärer; Motor wie F-4, Bewaffnung 2 × 7,92 mm MG 17; Rb 50/30-Kamera

Bf 109 F-6: Aufklärer; Motor und Bewaffnung wie F-5; Rb 20/30 oder 75/30-Kameras, nur Prototypen

 

Technische Daten Bf 109 F

Bf 109 F-4:

Länge   8,94 m

Flügelspannweite   9,97 m

Flügelfläche   16,1 m²

Höhe   2,45 m

Antrieb   Ein Daimler-Benz 12-Zylinder-V-Motor DB 601 E mit maximal 1350 PS Startleistung

Höchstgeschwindigkeit   670 km/h in 6300 m Höhe

Reichweite   570 km, 850 km mit 300-Literzusatztank

Besatzung   1 Mann

Dienstgipfelhöhe   11.600 m

Leergewicht   2080 kg

Fluggewicht   2890 kg

Bewaffnung   Zwei 7,92 mm-MG 17 über dem Motor (je 500 Schuss) und eine 20 mm-Maschinenkanone MG 151/20, durch die Propellernabe feuernd, 200 Schuss.

 

Im Sommer 1942 mussten zwei deutsche Piloten von Le Bourget herkommend infolge schlechter Witterung und schließlich wegen Brennstoffmangels in Belp eine Notlandung vornehmen. Die Flugzeuge waren in Le Bourget überholt worden und hätten einer deutschen Fliegereinheit nach Freiburg im Breisgau überflogen werden sollen. Diese beiden Apparate blieben in Belp hangariert und sind nach Kriegsende der Schweiz überlassen worden.

Im Sommer 1946 erfolgte die militärische Immatrikulation J-715 und J-716, worauf jedem Flugzeug ein Prüfflug ausgeführt und anschließend ins Eidg. -Flugzeugwerk (F+W) Emmen überflogen wurde.

Da die Flugwaffe in diesem Zeitpunkt keine Interesse bekundete und auch kein Ersatzmaterial vorhanden war, sind die beiden Flugzeuge Anfang 1947 vom F+W Emmen liquidiert worden.

Der Motor DB-601 war speziell für Alarmstart konzipiert, das heißt, es war eine sogenannte Kaltstartanlage vorhanden. Motoren mussten am Abend, unmittelbar nach dem letzten Flug, 3 Minuten mit 1500 Touren am Stand mit geöffnetem Brennstoff-Zuteilhahn in Betrieb gehalten werden. In dieser Zeit hat sich eine bestimmte Menge Brennstoff mit dem Schmierstoff vermengt dass anderntags, ohne Vorwärmung des Motors, ein  "Kaltstart" ausgeführt werden konnte. Ob sich dieses System in der Praxis bewährt hat, haben wir nicht in Erfahrung bringen können.

Da die Flugwaffe in diesem Zeitpunkt keine Interesse bekundete und auch kein Ersatzmaterial vorhanden war, sind die beiden Flugzeuge Anfang 1947 vom F+W Emmen liquidiert worden.

Touching history...

Aus „Cockpit“ 43 – September 1987
GRENZVERLETZUNGEN 1939-45

Ein Überführungsflug nach Afrika endete in der Schweiz  - Messerschmitt Bf 109! im Belpmoos
Jägerpiloten in der Internierung

Am 25. Juli 1942 verirrten sich zwei Messerschmitt Bf 109 F während eines Überführungsfluges und mußten wegen Benzinmangels in der Schweiz notlanden. Die Piloten wurden zusammen mit einem Italiener gegen eine britische Mosquito-Besatzung ausgetauscht. Beide Maschinen wurden zwar einer eingehenden Untersuchung unterzogen, doch eine Verwendung durch unsere Fliegertruppe erfolgte nie.

Im Sommer 1942 sollten sieben generalüberholte und für den Afrikaeinsatz modifizierte Messerschmitt Bf 109 F-4 von Le Bourget über München-Riem nach dem afrikanischen Kriegsschauplatz überflogen werden.


Martin Villing - der als einziger den Krieg überlebte
Foto: sya  © 2001

 

Pilotenschüler der Ergänzungsstaffel West des Jagdgeschwaders 5 sollten unter Führung eines Offiziers die Maschinen mit Zwischenlandung in Freiburg nach München-Riem bringen. Von dort aus würden erfahrene Piloten den Weiterflug über die Alpen nach Afrika besorgen. Da nur gerade zwei Maschinen fertig waren, beauftragte man zwei Piloten aus der Gegend von Freiburg, als Vordetachement vorauszufliegen. Sie sollten so lange auf dem süddeutschen Flugplatz warten, bis der Rest eingetroffen wäre. Die freie Zeit hätten die beiden Flugzeugführer zu einem kurzen Heimaturlaub nützen können.

Schlechtes Wetter
Am späten Nachmittag des 25. Juli 1942 konnten Feldwebel Martin Villing und Obergefreiter Heinz Scharf Richtung Heimat starten. Über Frankreich wurden sie mit einer Gewitterfront konfrontiert und versuchten gegen Süden auszuweichen. Bei diesem Manöver müssen aber beide Piloten die Orientierung verloren haben, und bald wurde auch der Treibstoff knapp.

Die beiden mußten nach einem geeigneten Landeplatz Ausschau halten. Um 19.30 Uhr erspähte Martin Villing ein kleines Flugfeld unter sich und setzte kurzentschlossen zur Landung an. Martin Villing, heute Bauer, erinnert sich: «Beim Ausrollen erblickte ich das Schweizer Kreuz an einem der Segelflugzeuge und wußte, wo ich war!» Obergefreiter Scharf blieb dies alles nicht verborgen, er drehte ab, mit leerem Tank mußte er allerdings sehr schnell seine Fluchtgedanken aufgeben. Er kehrte mit dem letzten Tropfen Benzin zurück, und dies keine Sekunde zu früh, denn kurz nach Bodenberührung versagte der Daimler-Benz-Motor wegen Spritmangels den Dienst. Auch Scharf wurde von Schweizer Soldaten in Empfang genommen und über seinen Landeort unterrichtet.

Internierung
Über seinen unfreiwilligen Aufenthalt in Bern-Belp berichtete Martin Villing folgendes: «Wir blieben drei Tage in Belp, einmal wurden wir in Bern einem Verhör durch etwa zwanzig Schweizer Offiziere unterzogen. Die Sache war sehr ungemütlich, wir hatten Angst, man könnte uns daheim der Fahnenflucht bezichtigen.


Notlandung im Belpmoos
Martin Vilings Bf 109F-4 Z kurz nach der Landung im Berner Belpmoos
25. Juli 1942

 

Schließlich konnte uns der deutsche Militärattache in der Schweiz, Oberst Gripp, beruhigen. Nach drei Tagen wurden wir in ein Hotel nach Neuenburg verlegt. Später gesellte sich noch Alfredo, ein italienischer Flieger, zu uns. Er hatte sich ebenfalls in die Schweiz verflogen. Trotz Sprachproblemen verstanden wir uns prächtig. »

Die beiden Flugzeuge wurden in einem plombierten Hangar in Belp unter Bewachung abgestellt. Beide Maschinen waren von den Messerschmitt-Werken in Wiener Neustadt gebaut worden. Diese Messerschmitt Bf 109 F-4 Z standen während einiger Zeit als Jagdbomber im Einsatz; vermutlich hatten sie mit dem 10/JG 2 an Einsätzen gegen England teilgenommen.

Die von Heinz Scharf gesteuerte Bf 109F-4 mit der Werknummer 7197 hatte am 9. August 1941 die Werkhallen verlassen. Nach einem Feindflug mußte der Jäger wegen Benzinmangels eine Bauchlandung ausführen, später erfolgte eine zehnwöchige Reparatur im französischen Wizernes.

Bis im Frühjahr 1943 blieben beide Maschinen unter Verschluß in Bern-Belp. Am 26. Februar 1943 wurden sie durch Vertreter der Kriegstechnischen Abteilung übernommen und unter Leitung von Adj. Uof Urech demontiert. Auf der Straße gelangten sie nach Emmen, wo sie wieder zusammengebaut wurden. Am 6. März 1943 erfolgte eine Besichtigung der beiden Bf 109 F-4 durch die deutschen Offiziere Oberst Gripp und Stabs Ing. Mack. Ein Tauziehen um diese Maschinen begann. Die Schweizer Fliegertruppe hätte die beiden «Fritz» gerne gegen zwei Messerschmitt Bf 109E eingetauscht. Dank der Vermittlung durch Oberst Gripp zeigte sich die deutsche Luftwaffe bereit, auf diesen Wunsch einzutreten und zwei Schulmaschinen des Typs Bf 109E-7 an die Fliegertruppe abzutreten. Das Geschäft wäre auch zustande gekommen, hätten die Schweizer Behörden nicht in letzter Minute die Ausfuhr der internierten Jäger verboten.

Austausch
Ende 1942 kam es zur ersten von zahlreichen Austauschaktionen zwischen internierten Fliegern der kriegsführenden Nationen. Scharf, Villing und der am 21. September 1942 irrtümlich in Emmen gelandete italienische Pilot Alfredo Porta sollten gegen eine britische Mosquito-Besatzung ausgetauscht werden. Die beiden Briten, Pilot G. R. Woll und Navigator J. Fielden, hatten wegen Motorenüberhitzung am 24. August 1942 in Bern-Belp eine Notlandung vornehmen müssen.

Die Engländer wurden in einem verschlossenen Eisenbahnwagen durch das besetzte Frankreich nach Spanien gebracht. Nachdem die britische Botschaft die Ankunft der beiden Flieger bestätigt hatte, konnten die beiden Deutschen und Porta am 21. Dezember 1942 die Schweiz verlassen.

Das Ende
Woll und Fielden erreichten später England. Flight Lieutenant Woll flog am 4. Februar 1943 nach Kanada und wurde Test-Pilot der Mosquito-Werke, mußte eine Mossie mit dem Fallschirm verlassen und lebt heute als Bauer in Kanada. Alfredo Porta fand kurze Zeit später während eines Luftkampfes mit alliierten Jägern den Tod. Heinz Scharf überschlug sich beim Alarmstart am 20. Juni 1944 mit seiner Messerschmitt Bf 109 und erlitt dabei einen Genickbruch. Nur Martin Villing überlebte von den dreien den Krieg. Er überstand den Einsatz mit dem JG 5 «Eismeerjäger» in arktischen Gefilden genauso wie zwei Jahre französischer Kriegsgefangenschaft im berüchtigten «Camp de Mulsanne» an der weltbekannten Rennstrecke von Le Mans.

Die beiden Messerschmitt Bf 109 F wurden in Emmen einer eingehenden Prüfung unterzogen, aber zu einem Einsatz bei der Fliegertruppe kam es nie. Zwar wurden den Maschinen die Immatrikulationen J-715 und J-716 zugeteilt, aber mehr als ein paar Testflüge nach dem Krieg wurden kaum ausgeführt. Die Außerdienststellung erfolgte am 28. Mai 1948.

Hans-Heiri Stapfer
Der Verfasser möchte sich an dieser Stelle bei Martin Villing für die großartige Unterstützung und Gastfreundschaft anläßlich eines Besuches in Stockach am Bodensee bedanken.

Literaturnachweis

John R. Beaman, Jerry L. Campbell: Messerschmitt Bf 109 in action (Part 1). Squadron/Signal Publications, 1980.

John R. Beaman, Jerry L. Campbell: Messerschmitt Bf 109 in action (Part 2). Squadron/Signal Publications, 1980.

Heinz J. Nowarra: Die deutsche Luftrüstung 1933–45 (Band 3). Bernhard & Graefe Verlag, 1993.

Hans Redemann: Die bahnbrechenden Konstruktionen im Flugzeugbau. Motorbuch Verlag, 1989.

Rüdiger Kosin: Die Entwicklung der deutschen Jagdflugzeuge. Bernhard & Graefe Verlag, 1990.

Messerschmitt Bf 109 K-4: Flugzeughandbuch und Bedienungsvorschrift 2109. 1944.

Messerschmitt Bf 109 G-1: Flugzeughandbuch und Bedienungsvorschrift 2109. 1943.

Becker, Swoboda: Flugzeuge und Hubschrauber der deutschen Luftwaffe 33–45. Motorbuch Verlag, 2005.

Janda, Poruba: Messerschmitt Bf 109 of JG 52 in Deutsch Brod. JaPo Verlag, 2007.

Prien, Rodeicke: Messerschmitt Bf 109 F, G, K. 2. Auflage. Schiffer books, 1995.

v. Gersdorff, Schubert, Ebert: Flugmotoren und Strahltriebwerke. Bernhard & Graefe Verlag, 2007.

Radinger, Schick: Messerschmitt Me 109, alle Varianten von Bf 109 A bis 109 E. Aviatik Verlag, 1997.

Prien, Stemmer, Rodeike, Bock: Die Jagdfliegerverbände der Deutschen Luftwaffe 1934 bis 1945, Teil 1, struve Verlag, 2000

Emmerling: Luftwaffe nad Polska 1939, cz.1 Jagdflieger, Armagedon, 2002

 

Weblinks
http://www.messerschmitt-bf109.de
http://www.adlertag.de

http://www.109lair.com

http://www.lexikon-der-wehrmacht.de/Waffen/Me109.htm

http://fiches.fra.free.fr

Einsatz in Finnland (engl.)

Bf 109 F-4, kommentierte Originaldokumente

Bf 109 Fertigung in Wiener Neustadt/Österreich

Commons: Messerschmitt Bf 109 – Bilder, Videos und Audiodateien

Von „http://de.wikipedia.org/wiki/Messerschmitt_Bf_109

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