Gloster Meteor
Englands erster Jet-Fighter  
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Zur Historie

Zeit: Freitag, 4.August 1944 Ort: Süd-Ost England, kurz vor der kleinen Stadt Tunbridge Wells. Flying Officer Dean hat soeben die Nachricht der Flugleitstation, verschärft Ausschau nach einem mit ca. 640 Km/h dahinsausenden Flugobjekt in 2500 m Höhe, Kurs Nord Nord-Ost, zu halten. Die Bewölkung erschwert F/O Dean die Aufgabe. Immer wieder durchfliegt die neuste Entwicklung der Gloster Flugzeugwerke dicke Wolkenbänke.

F/O Dean ist begeistert von der Beschleunigung seiner "Mühle", die am 12. Juli 1944 in den aktiven Dienst der 616. (South Yorkshire) Squadron in Culmhead gestellt wurde. Noch immer beschleicht ihn ein Gefühl der Unsicherheit, wenn sein Blick über die Überwachungsinstrumente der beiden Strahltriebwerke wandert. Da, leicht versetzt, aber deutlich von der weißen Wolkenwand erkennbar, ein dunkler Punkt. F/O Dean beschleunigt seine "Meteor" und mit einem leichten, spürbaren Andruck, klettert die Geschwindigkeit auf 660 Km/h und der Abstand zu dem Objekt verringert sich zusehends. Es ist eine der deutschen Flugbomben, die bei der britischen Bevölkerung den Namen "Buzz-Bomb" ("Summ-Bombe", wegen ihres Motorengeräusch) erhalten hat. Bisher konnte die Bombe nur mit Überhöhung, die durch einen leichten Sturzflug in Geschwindigkeit umgesetzt wurde, von den mit Spitfire Mk IX ausgestatteten Verbänden abgefangen werden. Das hat sich nun geändert. Eine der ersten Kampfbegegnung zweier ohne Propeller angetriebenen Flugobjekte steht unmittelbar bevor.

Als sich der Abstand zu dem Flugobjekt rapide verringert, nimmt F/O Dean etwas Schub zurück und korrigiert die "Meteor" leicht mit dem Seitenruder etwas nach links. Das Reflexvisier hat er schon lange Zeit vorher eingeschaltet, die Waffen, vier 20mm Hispano Bugkanonen, sind entsichert und feuerbereit. Die Flugbombe schwebt jetzt im Zielring des Visiers. F/O Dean drückt auf die Auslöser der Bordwaffen und - nichts passiert. Ladehemmung auf allen vier Waffen!. Mit jeder Minute legt die V-1 10,6 km zurück und die Entfernung zum Stadtrand von London schrumpft schnell zusammen. F/O Dean muß sich etwas einfallen lassen. Er ruft sich die Ausführungen des Majors, der die angehenden Abfangjäger über die technischen Daten der Flugbombe informierte, in Erinnerung. Da er weiß, daß die Bombe durch ein empfindliches Kreiselsystem auf Kurs und in einer stabilen Fluglage gehalten wird, legt er sich einen verwegenen Plan zurecht. Langsam manövriert er seine "Meteor" neben die V-1 und setzt sich mit seiner Tragfläche leicht unter den Stummelflügel der V-1. Ein leichter Tipp am Steuerknüppel - aber ganz vorsichtig, denn mit den 850 kg hochexplosivem Sprengstoff in der Spitze der Bombe ist nicht zu spaßen - und die Tragfläche berührt den Flügel der V-1. Ein sachter Ruck, und die V-1 wird quasi aus ihrer bisher ruhigen Fluglage herausgerissen. Das Steuersystem der "Buzz-Bomb" versagt, es kann die ursprüngliche Flugbahn nicht mehr herstellen. Eine Minute später explodiert sie auf freiem Feld in der Landschaft von Kent in einem orangeroten Feuerball. Der erste Luftsieg in einem Kampf Jet gegen Jet.

Innerhalb von 6 Wochen gelang es der 616.Sqd. 13 V-1 vor ihren Zielen abzufangen. Der erste Diensteinsatz der "Meteor" Mk 1 war wahrscheinlich zu früh für die Entwicklung dieses "Strahltriebwerk"-Jägers gekommen. Aber unbestreitbar muß anerkannt werden, das diese Einsätze für die Beschleunigung der Entwicklung und Produktion sehr hilfreich waren.




Duxford´s Gloster Meteor

Bereits im Januar 1940, lange vor dem ersten Testflug der einstrahligen Gloster E.28/39 entwarf das Team des Gloster-Chefkonstrukteur, W.G.Garden, die Pläne für ein zweistrahliges Flugzeug. Bezeichnung F.9/40. Da man sich hier auf absolut unbekanntem Gebiet bewegte und auch kaum auf erprobte Konstruktionen zurückgreifen konnte (außer den eher seltenen, aber sehr hilfreichen Agentenberichten, die das Büro des MI über die deutschen Projekte zur Verfügung stellte), war dieses Unterfangen besonders optimistisch, bedenkt man, unter welchen Vorzeichen das Jahr 1939 endete.

Drei Jahre später, am 5.März 1943 (am 5.März hat auch die Spitfire ihren Geburtstag (Erstflug)) erhob sich der Prototyp in die Luft. Die Schwierigkeiten waren, wie bei fast allen revolutionären Neuerungen der Technik, groß. Doch nicht im Bereich der Triebwerke lagen die Hauptquellen der Probleme. Vielmehr war es das Bugfahrwerk und die Querruder-Anlage, die immer wieder Änderungen notwendig machten. Die ersten 16 Meteor Mk. I wurden mit Rolls-Royce Welland Triebwerken (W2B/23) ausgestattet, das einen Schub von 770 Kp entwickelte. Die erste bedeutsame Serienversion war die Mk.F3 (wobei die Mk.F2 mit den geplanten Halford/HD Triebwerken nie zustande kam). Im April 1945 war die No.504 Squadron (County of Nottingham), ein im aktiven Einsatz stehender Frontverband, mit diesem Typ ausgestattet. Es gibt jedoch keine Beweise dafür, daß ein Kampf mit britischen und deutschen Düsenjägern während des 2. Weltkriegs stattfand.

Die Rekordliste der "Meteor" ist lang. Die sechste Maschine wurde erstmals versuchsweise mit einem Nachbrenner ausgerüstet. Flugzeug Nr. 18 wurde mit dem Rolls-Royce RB.50 Trent Triebwerk und Rotol 5-Blatt Propellern ausgestattet und war somit das erste Turboprop-Flugzeug der Welt (Erstflug 20. September 1945). Die Nr. Neun der Mk F3 Reihe wurde mit einer Bugkamera versehen und somit zur ersten Aufklärervariante der "Meteor". Zwei "Meteor" Mk. F3. wurden für Landeversuche auf Flugzeugträgern umgerüstet und läuteten das Zeitalter der Düsenflugzeuge auf Flugzeugträgern ein. Die 19. Maschine wurde mit dem AI-Nachtjäger Radar ausgerüstet und der erste "Rausschmiß" mit einem Schleudersitz von Martin Baker geschah am 24. Juli 1946. Am 7. November 1945 ging der Neue Geschwindigkeitsweltrekord mit 976 Km/h an eine späte Serien Mk.F3, die nun mit den langen Triebwerksgondeln ausgerüstet war.

Neue Triebwerke von Rolls-Royce mit der Bezeichnung "Derwent 5", nun mit einem Schub von rund 1588 Kp. führten zur Verstärkung des Flugwerks und mit der Bezeichnung Mk.4, die am 17. Juli 1945 ihren Erstflug hatte, trat eine neue "Meteor" in den Dienst der RAF. Mit über 580 produzierten Maschinen eine der bedeutendsten Varianten. Viele "Meteor" gingen in das Ausland. Das Flugzeug erwies sich als wahrer "Exportschlager" für die britische Rüstungsindustrie.

Argentinien, Belgien, Dänemark, Ägypten, Holland und Frankreich waren die ersten Abnehmer. Der Preis für eine vollbewaffnete Mk.4 wurde 1949 mit 30.468 Pfund angegeben.

Die Mk.5 war ein Aufklärer, der eine Kamera im Bug und zwei Kameras im Rumpfmittelteil, direkt hinter dem Haupttreibstofftank, mit sich führte.

Die Trainervariante, T.7 Trainer hatte einen um 76,2 cm verlängerten Bug, so konnten in Tandem-Anordnung zwei Sitze eingebaut werden.

Die Meteor Mk.7, zunächst mit Derwent 5a Triebwerken ausgestattet, waren in fast allen Squadrons der RAF, einschließlich zweier Fleet Air Arm Squads, eingesetzt. Belgien, Brasilien, Dänemark, Ägypten, Frankreich, Holland, Israel, Syrien und Schweden setzten diesen Typ bei ihren Luftwaffen ein, Stückpreis 1950: 31.540 engl. Pfund.

1090 Mk.8 "Meteor" wurden von der RAF in 39 Squadrons ab 1949 in Dienst gestellt. Die ersten Kampfhandlungen einer "Meteor" im Korea-Krieg fand am 29. Juli 1951 satt. Am 29.August des selben Jahres erfolgte der erste Luftkampf zwischen den Mk.8 "Meteor" und den MiG 15 der nordkoreanischen Luftwaffe, wobei ein australischer Pilot abgeschossen wurde. Anhaltende Verluste führten zu der Rücknahme der "Meteor" aus der aktiven Jägerrolle hin zum Geleitschutz der B-29 Bomberverbände. Nach der Einführung der neuen Hawker "Hunter" in die Jägerverbände wurde die "Meteor" nach und nach aus dem aktiven Einsatzdienst der RAF entfernt. Als Fotoaufklärer und Nachtjäger, die mit einem AI Radar, das in der stark verlängerten Bugsektion ausgestattet war, blieben "Meteor"-Varianten bis in die 60er Jahre im Einsatz. Spätere Veteranen wurden zu Zieldarstellungsdrohnen umgebaut. Von der MK.9 blieben in Ecuador 12 Maschinen bis in die 70er Jahre im Einsatz. Zum Ende ihrer Laufbahn wurden die in den Verbänden verbliebenen "Meteor" nach und nach in unbemannte Zieldarstellungsdrohnen umgewandelt. Viele beendeten ihre Kariere in spektakulären Explosionen, die durch Probeschüsse mit den neuen Boden-Luftraketen ausgelöst wurden. Einige davon wurden von der Luftwaffe der Bundesrepublik als Schleppflugzeuge für Zieldarstellungen eingesetzt.

Insgesamt wurden von der "Meteor" 3875 Stück produziert. Für eine Zwischenlösung, die als Überbrückung von Propellerantrieb hin zu Strahltriebwerk-Jägern gedacht war, eigentlich keine schlechte Zahl. Für viele Piloten der damaligen Zeit war sie der erste Schritt in eine neue Dimension des Fliegens.


Gloster Meteor mit V-1
Abb. Die Gloster Meteor in den Farben der 616. Squadron.

 

Die Protoypen der Gloster "Meteor"

F.9/40 insgesamt 8 Prototypen

G.41A Meteor F1 20, mit Rolls-Royce "Welland" Triebwerke ausgestattet Vorserienmaschinen.

Meteor F.2 nicht realisiert. Vorgesehen war der Einbau eines DH Goblin Triebwerks

Meteor F.3 Serien Kampfflugzeug (210 Stück gebaut, 15x G.4I C. mit Welland 1 Triebwerk, 180x G.41 D mit Derwent 1 Triebwerken in kurzer Gondel und die letzten 15x G.41 E mit langen Gondeln)

Meteor F.4 583 Stück insgesamt gebaut. Davon wurden ab 1946 44 Stück von AWA (Armstrong Whitworth Aircraft Ldt.) produziert.G.41F mit langer Spannweite, G.4 IH mit kurzer Spannweite. Die ersten Exportverkäufe an Argentinien (100 Maschinen), Belgien (48), Dänemark (29), Ägypten (12), Frankreich (2), Holland (65). Zwei Maschinen wurden zur Mk.7 umgerüstet und 95 Maschinen zur U.15 Zieldarstellungsdrohnen umgebaut.

Meteor F(R).5 Ein Prototyp (Aufklärer, GA 1H) der später zu einer Mk.4 umgerüstet wurde.

Meteor F.6 Die nicht gebaute Variante (GAI J) mit den Derwent 7 Triebwerken.

Meteor T.7 Zweisitzige Trainerversion (G.43, mit Derwent 8 Triebwerken ausgestattet) die in insgesamt 640(!) Stück gebaut wurde. Davon gingen viele Maschinen als Exportverkäufe ins Ausland. Belgien (42), Brasilien (10), Dänemark (9), Ägypten (4), Frankreich (18), Israel (11), Holland (43), Schweden (3), Syrien (2).

Meteor F.8 Von AWA und Gloster in 1090 Exemplaren gebaute, einsitzige Variante (G.41 K). Mit Derwent 8 Triebwerken ausgestattet. Exportverkäufe an Australien (89), Belgien (240), Brasilien (60), Dänemark (20), Ägypten (19), Israel (11), Holland (5 plus 155 von Fokker nach Lizenserteilung gebaute Maschinen), Syrien (19).

Meteor F(R).9 Aufklärerversion mit Derwent 8 Triebwerken. 126 Maschinen von Gloster (G.41 L) gebaut. Exportverkäufe an Equador (12), Israel (7), Syrien (2),

Meteor PR. 10 59 speziell als Aufklärer von Gloster (G.41M) gebaute Maschinen (vergrößertes Kamerapotential) mit RR Derwent 8 Triebwerken.

Meteor NF. 11 Unter der Baureihe G.47 aufgelegte drei Prototypen von AWA. Mit AI‑Radar in der stark verlängerten Nase und vier 20mm Kanonen in den Tragflächen. Weitere 335 Maschinen wurden als Nachtjäger in Serie gebaut. Exportverkäufe an Belgien (12), Dänemark (20) und Frankreich (32).

Meteor NF. 12 Von AWA gebaute 97 Nachtjäger mit verbesserter Instrumentierung (G.47).

Meteor NF. 13 40 weitere, von AWA gebaute (G.47) in Tropenausführung. Exportverkauf an Ägypten (6), Frankreich (2), Israel (6), Syrien (6).

Meteor NF. 14 Im Grunde baugleich wie NF. 12 (G.47). Ein Export nach Frankreich.

Meteor U.15 92 zu unbemannten Zieldarstellungsdrohnen ungerüstete Mk.4.

Meteor U.16 108 zu unbemannten Zieldarstellungsdrohnen ungerüstete Mk.8.

Meteor U.17 ‑ U.19 Ungerüstete NF. 11. NF. 12 und NF. 14 zu Zieldarstellungsdrohnen.

Meteor U.21 + U.21A Umrüstung der Mk.8 zu Zieldarstellungsdrohnen für die RAAF.

Meteor TT.20 Umrüstung von NF. 11 zu Zieldarstellungsschlepper. In Verwendung bei der RAF und RN, Dänemark, Schweden und Bundesrepublik Deutschland.


Gloster Meteor - Duxford 2000

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Foto: sya