The Father of the Royal Air Force - Hugh Trenchard

Die R.A.F. und, wie sich herausstellte, ganz Großbritannien konnten sich glücklich schätzen, dass an der Spitze des Kampfes gegen die Tendenz zur Vernachlässigung der Luftstreitkräfte ein Mann von ungewöhnlicher Weitsicht stand. Sir Hugh Trenchard, Stabschef der R.A.F., der wegen seiner gewaltigen Stimme den Spitznamen „Boom" - der Donnerer - trug, war ein Visionär, der sich hartnackig und mit allen Starken und Schwachen eines Fanatikers für die strategisch operierenden Luftstreitkräfte einsetzte. 

Sein Konzept beruhte auf der unerschütterlichen Überzeugung, Angriff sei die beste Verteidigung und der Sieg nur durch den strategischen Einsatz von Bombern auf militärische and industrielle Ziele zu erringen. Trenchard behauptete - und überzeugte schließlich das Parlament-, das die R.A.F. diese Funktion am besten als selbständige Teilstreitkraft, unabhängig von den Land- and Seestreitkräften, wahrnehmen konnte. Obwohl die finanziellen Mittel in den Jahren nach dem Ersten Weltkrieg knapp waren, setzte sich Trenchard mit Nachdruck dafür ein, seine kleine Truppe auf ein gesundes Fundament zu stellen. Er gründete in Cranwell eine R.A.F.-Fliegerschule für die Offiziersausbildung und in Halton eine Ausbildungsstätte für das Bodenpersonal. Mit Hilfe einer sogenannten Hilfsluftwaffe, der Auxiliary Air Force - einer aus den Söhnen wohlhabender Familien, die sich die Wochenendausbildung zum Piloten leisten konnten, gebildeten Reserve -, gelang es ihm, trotz der spärlichen Haushaltsmittel die Zahl der einsatzbereiten Staffeln zu erhöhen. Das war der Stand der R.A.F., als Winston Churchill 1934 vor dem Unterhaus behauptete, in Deutschland existiere heimlich eine Luftwaffe.

Der Verdacht verdichtete sich zur Gewissheit, als Hitler 1936 Truppen and zwei Jagdstaffeln ins Rheinland schickte and Anspruch auf das Gebiet erhob, das im Versailler Vertrag zur entmilitarisierten Zone erklärt worden war. Die Engländer reagierten, indem sie die Entwicklung and Produktion moderner Flugzeuge zu forcieren begannen and ein umfangreiches Programm für den Bau von Flugplatzen in Angriff nahmen, die die Insel letztlich in eine Art stationären Flugzeugträger verwandeln sollten. 1936 wurde eine weitere freiwillige Reservetruppe gegründet, die jährlich etwa 800 Piloten für die drei großen Einsatzkommandos der R.A.F. anwarb und ausbildete: das Bomber-, das Jäger- and das Küstenkommando.

In der kurzen Zeit bis 1939 erhielt die R.A.F. eine einsatzbereite Flotte zuverlässiger Flugzeuge. Dem Bomberkommando standen an schweren Bombern Wellingtons and Whitleys, an mittleren Bombern Hampdens and Blenheims and an leichten Bombern die dreisitzigen, einmotorigen Fairey Battles zur Verfugung. Das Küstenkommando flog zweimotorige Ansons, in Amerika gebaute Hudson-Bomber and Sunderland-Flugboote zur Seeaufklärung. Als Jäger ragten vor allem die Hurricanes and die allerdings noch nicht sehr zahlreichen, neu entwickelten Spitfires hervor. 

Mit Hilfe des Ausbauprogramms war es gerade noch gelungen, die Zahl der R.A.F.-Flugzeuge mehr als zu verdreifachen und auf rund 1500 hochzuschrauben - wobei die deutsche Luftwaffe ein noch bemerkenswerteres Tempo hatte vorlegen können: Sie besaß bei Kriegsausbruch mehr als doppelt so viele Maschinen wie die britische Fliegertruppe. Im September 1939, als der Krieg begann, existierte die Royal Air Force seit 21 Jahren, and die Truppe selbst betrachtete sich als reife, professionelle Streitkraft. Als eine junge, in Neuland operierende Organisation übte sie weit größere Anziehungskraft aus als die beiden anderen Waffengattungen. Und die Presse, mit erfreulichen Meldungen nicht gerade verwohnt, half kräftig mit, das Hohelied der glorreichen Piloten zu singen, dem letztere nach Kräften gerecht zu werden versuchten.

Die Wirklichkeit, die sich am 3. September 1939, als die R.A.F. ihren ersten Einsatzbefehl im Verlauf des Krieges erhielt, abzuzeichnen begann, sah jedoch bestürzend anders aus.

Das Einsatzziel lag in einem höchst unerwarteten Gebiet. Weil man mit einem sofortigen Luftangriff der Deutschen rechnete, wurden die britischen Jagdflugzeuge in Alarmbereitschaft am Boden zuruckgehalten; den Bombern waren von den Politikern Angriffe auf Landziele untersagt worden. Aus diesem Grund bereitete sich die R.A.F. - nicht ohne Bedenken - darauf vor, die Deutschen auf See anzugreifen.

 

Air Vice Chief Marshal  - Sir Hugh Dowding
"The Winner of the Battle of England"

Am Morgen des 15. Mai 1940 - elf Tage vor Begins der Evakuierung des britischen Expeditionskorps aus Dunkirchen - klingelte das Telephon in der Downing Street Nr. 10, dem Amtssitz des britischen Premierministers. Es war 7.30 Uhr, and Winston Churchill schlief noch, aber der Anruf, der aus Paris kam, wurde aufgrund der Dringlichkeit durchgestellt. Ober seines Apparat im Schlafzimmer hörte Churchill die Stimme des französischen Premierministers Paul Reynaud, der erregt sagte: ,Wir sind besiegt worden."

Es war die bittere Wahrheit. Mit einem schnellen Vorstoß seiner Panzerverbande and motorisierten Infanterieeinheiten hatte Hitler die französischen Truppen vernichtend geschlagen and drohte nun, das Land innerhalb von wenigen Wochen völlig unter seine Kontrolle zu bringen. Churchill hatte am 10. Mai Neville Chamberlain als Premierminister abgelöst and war erst fünf Tage im Amt. Dennoch konnte er sich leicht ausrechnen, gegen wen sich Hitlers nächste Aktion richten wurde. Großbritannien war die einzige Macht, die den deutschen Diktator noch von der absolutes Herrschaft in Westeuropa trennte.

Zwei Stunden später traf sich Churchill mit den Stabschefs des Heeres, der Marine and der Royal Air Force, um über die Forderung Reynauds zu beraten, zehn Jagdstaffeln der R.A.F. zur Unterstutzung Frankreichs zu entsenden. Mit von der Partie war außerdem Air Chief Marshal Sir Hugh Dowding, der Chef des Jägerkommandos, der darum gebeten hatte, an der Besprechung teilnehmen zu dürfen, um dem neuen Premierminister seine Beurteilung der Lage vorzutragen. Dowding war 58 Jahre alt, groß, hager and ein zurückhaltender - oder, wie manche meinten, einsamer - Mann, der andere mit seiner Direktheit nicht selten in Verlegenheit brachte. Dazu kam, dass er dienstkälter war als die meisten seiner Vorgesetzten, darunter auch der Stabschef der R.A.F., Sir Cyril Newall, was den Umgang mit ihm in gewisser Weise erschwerte. Dowding hielt Frankreich für verloren and erachtete es als unklug, weitere Staffeln seines Kommandos über den Ärmelkanal zu verlegen. Er wusste ebensogut wie Churchill, dass Hitler bald Großbritannien angreifen wurde, and fürchtete, dass die Briten sich selbst jeglicher Verteidigungsmöglichkeit beraubten, wenn sie dem seiner Ansicht nach letztlich zum Scheitern verurteilten Versuch, Frankreich zu retten, noch weitere R.A.F.-Flugzeuge opferten.

Schon vier Monate zuvor hatte der Stab der R.A.F. die 51 Jagdstaffeln, über die die Royal Air Force damals noch verfügte, als unzureichend für die Verteidigung des Heimatlandes erklärt. Inzwischen war die Zahl der in England stationierten Staffeln auf 36 gesunken, and Dowding befürchtete, das Kriegskabinett, das noch im Laufe des Vormittags zusammentreten sollte, konnte, wenn er nicht einschritte, beschließen, einen Teil davon auf das Festland zu entsenden. Churchill sorgte sich um Frankreich fast mehr, als sich mit Vernunftgründen erklären ließ, and er war bereit, auf dem Festland Widerstand um jeden Preis zu leisten.


The map of England at war - 13. August
The Battle of Britain

 „Die englische Luftwaffe muß moralisch und tatsächlich soweit niedergekämpft sein, dass sie keine nennenswerte Antriebskraft dem deutschen Übergang gegenüber mehr zeigt“, sagt Adolf Hitler am 16.Juni 1940. Auf der Karte sind die Ausgangspositionen und Stellungen der deutschen und Engländer am 13. August 1940 eingezeichnet, dem Tag, an dem die Deutsche Luftwaffe endgültig antrat, um Hitlers Befehl auszuführen.

Die Deutschen hatten ihre drei Luftflotten – insgesamt fast 3500 Bomber, Sturzkampfbomber und Jäger – auf 79 Stützpunkte in Belgien, Holland, Frankreich, Norwegen und Dänemark aufgeteilt. An der französischen Küste waren Me-109-Jäger zusammengezogen worden, damit sie trotz ihres relativ geringen Aktionsradius möglichst weit nach England eindringen konnten (rote Linie).

Der Royal Air Force standen zur Abwehr der Deutschen nur etwa 900 einsatzbereite Jäger zur Verfügung, die auf 53 Flugplätzen stationiert waren (der Kartenausschnitt zeigt 40 davon, die restlichen lagen weiter nördlich). Das Land war in vier Verteidigungszonen aufgeteilt, für die jeweils eine Gruppe der Jägerkommandos verantwortlich war. Die meisten Einsatzplätze hatte die Gruppe 11, deren Abschnitt unmittelbar gegenüber den auf der französischen Seite des Ärmelkanals errichteten deutschen Jägerplätzen lag. Im Hauptquartier der Jägerkommandos in Bentley Priory (Bild unten) wurden sämtliche Einzelaktionen der Luftverteidigung koordiniert.


Hauptquartier der Jägerkommandos in Bentley Priory


Um ihre relativ schwachen Kräfte möglichst wirksam einsetzen zu können, hatte die R.A.F. ein Radarsystem mit gestaffelten Reichweiten errichtet, das sowohl hoch als auch tief anfliegende Flugzeuge erfasste (grün schattierte Linien).  

The commanders


Trafford Leigh-Mallory   
Chef der Gruppe 12 der RAF


Keith Park
Vicemarshal - Chef der Gruppe 11