The  PILOTS  




Compliments of James van Etten

 

Die Helden der Royal Air Force  

„Für Treue and Pflichterfüllung, die großer waren, als man mit Worten auszudrücken vermag" hieß es in der Verleihungsurkunde, die dem Bomberpiloten William Reid, zusammen mit dem Viktoriakreuz überreicht wurde. Dieselbe Anerkennung schuldet Großbritannien im Grunde sämtlichen R.A.F.-Piloten. Von ihnen zeichneten sich einige, wie beispielsweise "Cobber" Kain (siehe unten), der Ende 1939 and im Frühjahr 1940 als Hurricane-Pilot in Frankreich eingesetzt war, gleich zu Anfang des Zweiten Weltkriegs aus, wahrend sich andere, wie Guy Gibson and Leonard Cheshire, erst später wahrend des Luftkriegs über Deutschland einen Namen machten.

Nicht alle erhielten das Viktoriakreuz, die höchste britische Auszeichnung. Diese schien vorwiegend den Bomberbesatzungen vorbehalten, was insofern nicht überrascht, als sie nur allzu häufig in Situationen kamen, die Heldenmut verlangten, mussten sie doch Einsatz für Einsatz dem dichten Sperrfeuer der Flak and den allgegenwärtigen deutschen Nachtjägern trotzen. Ihre Chance, eine Einsatzfolge lebend zu überstehen, war gering. Doch auch die Jagdflieger riskierten bei jedem Einsatz ihr Leben, and auch sie bewiesen mehr Mut, Entschlossenheit and fliegerisches Können, als man mit Worten auszudrücken vermag, ja manchmal mehr sogar, als man sich vorstellen kann.

Bei den hier vorgestellten Männern wurde zum größten Teil auf die Angabe von Dienstgraden verzichtet. Oberragende Piloten wie sie machten - unter der Voraussetzung, dass sie lange genug lebten - eine steile Karriere und wurden durchweg im Laufe des Krieges mehrere Male befordert.

 

ADOLPH GYSBERT „Sailor“ MALAN

Viele seine Kameraden hielten Malan – der die ersten beiden seine insgesamt 32 Luftsiege gleich bei seinem ersten Einsatz über Dünkirchen im Mai 1940 errang – für den besten Luftkampftaktiker und großartigsten Verbandsführer der R.A.F. Für die 74. Staffel, einen Elitenverband, den er während der Luftschlacht um England führte, formulierte er die „Zehn Gebote“ des Luftkampfes, überzeugende Regeln  (er pflegte zu sagen. „Immer kurven und dem Angreifer entgegenfliegen!“), die bald in jedem Jagdfliegerhorst auswendig gelernt wurden. Er war ein sicherer Schütze und hatte, wie es sein Staffelkamerad Mungo Park, ebenfalls ein Flieger-As, ausdrücke, „eiskalten Mut“. Selbst in Gefechtssituationen kühl und überlegt handeln, wechselte Malan einmal mitten im Luftkampf eine durchgebrannte Glühbirne im Reflexvisier seiner Spitfire aus.  

Ende Juli schoss er ein Me ab und verwundete das deutsche Flieger-As Werner Mölders. Malan wurde von seinen Kameraden „Sailor“ (Seemann) genannt, weil er fünf Jahre in der britische Handelsmarine gefahren war, ehe er sich zur R.A.F. meldete. Während der Luftschlacht um England war er bereits 30 Jahre alt – eigentlich schon zu alt für einen Jagdflieger-, doch dank seiner Reife konnte er sich eindeutige Autorität als Vorgesetzter verschaffen. Er wurde zum Wing Commander befördert und führte seine Jäger 1943 und 1944 zu Angriffen über Frankreich. Nach dem Krieg ging er zurück in sein Heimatland Südafrika und wurde ein erfolgreicher Schafzüchter.  

 

EDGAR JAMES „COBBER" KAIN

Kain („Cobber" genannt, was in seiner neuseeländischen Heimat „Freund" bedeutet) war - das erste Jagdflieger-As der R.A.F. Er war ein angriffsfreudiger Kampfer, der sich, nachdem er im Herbst 1939 mit seiner Staffel nach Frankreich verlegt worden war, wahrend des Blitzkriegs im Mai and Juni 1940 mit Verve auf die grof3en Pulks von Luftwaffenflugzeugen warf, die die Kampfe am Boden unterstützten. Mit 17 Luftsiegen war er der erfolgreichste aller R.A.F.-Piloten der  ersten Kriegsmonate.
Kain kam ums Leben, als er im tollkühnen Tiefflug über den eigenen Flugplatz jagte, Bodenberührung bekam and zerschmetterte.
 

 

JAMES EDGAR „JOHNNY" JOHNSON  

 

Der offiziell erfolgreichste Jagdflieger der R.A.F. war mit 38 bestätigten Luftsiegen der in England geborene Johnny Johnson. Bei seinen Abschüssen handelte es sich aus­schließlich um Jagdflugzeuge, die weit schwieriger zu bezwingen waren als Bom­ber, and seine Spitfire wurde bei der Mammutzahl von 516 Einsatzen nur ein einziges Mal von Feindgeschossen durchlöchert.

Johnson flog ausschließlich offensive Jagdeinsatze oder Bomberbegleitschutzeinsatze über dem Festland. Er brachte es bis zum Kommandeur einer Jagdgruppe, überlebte den Krieg and blieb weiter in der R.A.F.  

 

Am 30. Januar 2001 ist Air-Vice-Marshall James E. Johnson, Jagdflieger-As der Royal Air Force im Zweiten Weltkrieg, in England gestorben.

„Johnnie"- wie ihn seine Freunde nannten - war seit 1988 nach einstimmigem Beschluß der 31. Vertreterversammlung Ehrenmitglied unserer Gemeinschaft. Bei einem Empfang der Stadt Geisenheim im Rathaus wettete der damalige Präsident Anton Weiler die Ehrenmitgliedschaft als Ausdruck unseres Respekts und unserer Hochachtung vor den Leistungen und dem Opfermut der britischen Jagdflieger, die wir als faire und tapfere Gegner im Luftkampf erlebt hätten. „Heute werden deutsche Piloten in Cottesmore auf den „Tornado" umgeschult, deutsche und englische Besatzungen fliegen in der westlichen Allianz, aus ehemaligen Gegnern sind Freunde geworden".

Sichtlich bewegt dankte „Johnnie" Johnson für diese Ehrung, er bekannte sich unter Hinweis auf die Ärmelstreifen an den Uniformen der anwesenden Luftwaffen-Offiziere aus den Traditionsverbänden „Boelcke" und „Richthofen" zu den Werten und Tugenden jener berühmten deutschen Jagdflieger. In seinem Buch „Full Circle" (in deutscher Sprache unter dem Titel „Jagd am Himmel", 1967 im List-Verlag erschienen) beschreibt der Vize-Luftmarschall die Geschichte der Jagdfliegerei vom Ersten Weltkrieg bis zu den Luftkämpfen im Koreakrieg, eine packende Darstellung der Männer, die als die „letzten Ritter" gesehen wurden.

Die Luftschlacht um England wird in Johnsons Buch eindrucksvoll in Erinnerung gebracht, er würdigt die Leistungen der erfolgreichsten Jagdflieger jener Jahre mit den Namen von Adolf Galland und Werner Mölders für viele deutsche junge Männer in den Messerschmitt-Maschinen. „Jagd am Himmel (Full Circle) ist das definitive Werk über die gesamte Geschichte des Luftkrieges, und wenige Autoren außer Johnson können besser qualifiziert sein, sie darzustellen", schrieb die englische Wochenzeitung „Sunday Chronic" über „Johnnie" Johnsons Buch. Und das gilt auch heute noch über seinen Tod hinaus.

 Im
Quelle: Jäger-Blatt Nr. 2/2001

 

MARMADUKE THOMAS ST. JOHN „PAT" PATTLE  

Der in Südafrika geborene Pat Pattie war vermutlich der erfolgreichste Jagdflieger der R.A.F.; er ist nur dadurch, dass er vorwiegend auf entlegenen Kriegsschauplatzen eingesetzt war, weniger bekannt geworden. In Nordafrika und Griechenland erzielte er 23 bestätigte Abschüsse. Seine Staffelkameraden hingegen behaupteten, Pattie, ein überragender Pilot und Schutze, habe in den letzten Kampftagen über Griechenland mindestens 20 weitere Flugzeuge vom Himmel geholt. Die genaue Zahl ist nicht bekannt, da die Aufzeichnungen über diese späteren Luftsiege beim Ruckzug der Engländer aus Griechenland verloren gingen.

Zweifelsfrei aber steht fest, dass er der erfolgreichste Gladiator-Pilot war; mit dem veralteten Doppeldecker errang er alle seine bestätigten Luftsiege. Nachdem seine Staffel mit Hurricanes ausgerüstet worden war, soll er laut Aussage seiner Rottenkameraden einmal eine ganze Formation von drei Feindflugzeugen und ein andermal an einem einzigen Tag, an dem er fünf Einsatze flog, fünf Feindflugzeuge abgeschossen haben. Trotz der Strapazen kannte Pattie keine Erschöpfung. Er fiel am 22. April 1941, als seine Hurricane, mit der er drei deutsche Jäger abgeschossen hatte, von zwei Me 110 durchlöchert wurde und in die Ägäis stürzte.  

 

DOUGLAS ROBERT STEWART BADER  

Der Engländer Bader hatte bei einem Flugunfall ­vor dem Krieg beide Beine verloren und trug Metallprothesen. Der mitreißender und kühle Luftkampftaktiker errang 22 Luftsiege. In der Luftschlacht um England schoss seine Staffel 63 Feindflugzeuge ab, verlor selbst aber nur drei Piloten; dieses gute Verhältnis von 20 zu 1 hatte keine andere Staffel der R.A.F. aufzuweisen.

Eine Zusammenstoß in der Luft zwang Bader im August 1941, mit dem Fallschirm über feindlichem Gebiet auszusteigen. Er verbrachte den Rest des Krieges in deutschen Kriegsgefangenenlagern.  

 

ALAN CHRISTOPHER „AL" DEERE  

 

Al Deere war nicht nur ein geborener Pilot, sondern mit neun Bruchlandungen beziehungsweise Fallschirmabsprüngen auch das Überlebenswunder der R.A.F. Die erste Bruchlandung machte er in Belgien, nachdem seine Spitfire über Dunkirchen beschädigt worden war. Deere schlug sich nach Dünkirchen durch und verließ das Festland mit einem Schiff der Evakuierungsflotte.

In der Luftschlacht um England rammte er eine Me 109, brachte es aber fertig, sein Flugzeug in einem Feld aufzusetzen und aus dem brennenden Wrack zu springen. Er überlebte den Krieg als Jagdflieger-As mit 21 bestätigten Abschüssen.

 

WILLIAM „BILL" REID  

 

Der in Glasgow geborene Schotte Bill Reid erhielt das Viktoriakreuz für eine der helden­mütigsten Leistungen im Krieg. Am 3. November 1943 hatte er mit seiner Lancaster eben die niederländische Küste überflogen, als ein Geschoss aus den Bordwaffen eines deutschen Jägers die Windschutzscheibe seiner Maschine zertrümmerte. Reid zog sich zahlreiche Splitterwunden zu. Trotz seiner Verletzungen und des Fahrtwinds, der durch sein ungeschütztes Cockpit pfiff, flog er weiter in Richtung auf sein Ziel, Düsseldorf, wurde aber kurz darauf von einem weiteren Jäger angegriffen, der die Maschine mit Geschossen durchlöcherte. 

Obwohl schwer verletzt und durch den Blutverlust so geschwächt, dass er das Steuerrad mit beiden Armen umklammern musste, flog Reid weiter, erreichte schließlich Dusseldorf, klinkte seine Bomben aus and schleppte sich mit seinem Flugzeug nach England zurück. Nachdem er sich von seinen Verletzungen erholt hatte, flog er weitere Bombereinsätze, bis am 31. Juli 1944 eine Bombe aus dem Schacht einer höher fliegenden britischen Maschine sein Flugzeug fast in zwei Teile schlug. Reid rettete sich mit dem Fallschirm und verbrachte die restlichen zehn Monate des Krieges in einem deutschen Kriegsgefangenenlager.  

 

GUY PENROSE GIBSON  

 

Guy Gibson flog am ersten Tag des Krieges seinen ersten Kampfeinsatz und vollendete nach etwa einem Jahr die erste reguläre Einsatzfolge, die bei einem britischen Bomberpiloten 30 Einsatzflüge umfasste.

Er wurde in eine Ausbildungseinheit versetzt, lehnte das ruhige Leben dort aber ab and flog 99 Einsatze als Nachtjäger. Auch die zweite Versetzung zu einer R.A.F.­Fliegerschule stieß bei Gibson auf Widerstand, so dass er erneut einen vollen Zyklus als Bomberpilot flog. Dann wurde er aufgefordert, an der Spitze der 617. Staffel drei deutsche Talsperren anzugreifen. Seine Männer 

zerstörten zwei Staumauern, und Gibson erhielt das Viktoriakreuz. (siehe Lancaster „Dambusters“)
Zum drittenmal von der Front zurückversetzt, meldete sich Gibson zu seinem letzten Einsatz, einem Nachtangriff über Deutschland im September 1944. Nachdem er das Ziel markiert und die Einschläge der Bomben beobachtet hatte, rief er seine Männer über Funk: „Gute Arbeit, Jungs, nun aber ab nach Hause." Auf dem Rückflug wurde seine Maschine abgeschossen. „Er hat den Sieg nahen sehen", schrieb Air Marshal Harris, „und mehr dazu getan als irgendein anderer."